Errance, obscénité, mémoire de la judéité et amour de la langue dans l’œuvre d’Edgar Hilsenrath
Irrfahrt, Obszönität, Erinnerung an das Judentum und Liebe zur Sprache im Werk von Edgar Hilsenrath
Published on Tuesday, June 24, 2025
Abstract
À l'occasion du centenaire de la naissance d'Edgar Hilsenrath, le colloque se propose d’explorer, en français et en allemand, les multiples facettes de l’œuvre de ce romancier majeur de la seconde moitié du XXe siècle, relativement méconnu du public et encore peu étudié par les milieux académiques : sa contribution à l’histoire juive et à la compréhension de la géopolitique de l’Europe centrale, le romanesque si particulier de son écriture sans tabou, son rapport amoureux à la langue − pas seulement allemande.
Announcement
26. und 27. März 2026 LYON
Präsentation
Edgar Hilsenrath wurde im April 1926 in einer assimilierten jüdischen Familie in Leipzig geboren. Das Schreiben und seine unerschütterliche Liebe zur deutschen Sprache waren die einzigen festen Anhaltspunkte in einem Leben, das vierzig Jahre lang von Umherirren geprägt war: Dies begann 1938 mit der Flucht aus Deutschland in das bukowinische (rumänische) Schtetl der Großeltern mütterlicherseits, ging 1941 mit der Deportation nach Mogilev, einem Ghetto in Transnistrien, weiter, aus dem er entkam, um sein Glück im Mandatsgebiet Palästina zu versuchen; drei Jahre später fand er zu seiner Familie zurück, die wie durch ein Wunder überlebt und in Lyon Zuflucht gefunden hatte. Deprimiert, unfähig zu schreiben, bis ihm eine Art Erleuchtung kam, schiffte er sich nach New York ein, wo er sich zwanzig Jahre lang tagsüber mit Gelegenheitsjobs über Wasser hielt, während er nachts an einem Epos arbeitete, in dem sich Abscheuliches und Komisches, Grässliches und Extravagantes auf überschwängliche und oft verwirrende Art vermengen. Amerika, wo er seine
Werke veröffentlichte, verschaffte ihm schon damals eine immense Anerkennung, zu der die deutsche Gesellschaft ihrerseits noch nicht bereit war. Da er seine „einzige Heimat“ in der „deutschen Sprache“ sah, entschied er sich allerdings 1975 für die Remigration und arbeitete im faszinierenden WestBerlin der 1980er Jahre an seinem vielseitigen und kompromisslosen Werk weiter. Er starb 2018. Von Kindheit an einen starken Drang zum Schreiben verspürend, verfasste er zahlreiche Romane, in denen versteckt Autobiografisches mit Märchen und Satire konkurriert, darunter auch Bestseller, denen eine polemische und kontrastreiche Rezeption zuteil wurde.
Seine Werke: Nacht (1964), Der Nazi und der Friseur (1971), Gib acht, Genosse Mandelbaum, später Moskauer Orgasmus genannt (1979), Bronskys Geständnis, später Fuck America gennant (1980), Zibulsky oder Antenne im Bauch (1983), Das Märchen vom letzten Gedanken (1989), Jossel Wassermanns Heimkehr (1993), Die Abenteuer des Ruben Jablonski (1997), Berlin… Endstation (2006).
Anlässlich seines 100. Geburtstages möchte unser Kolloquium in deutscher und französischer Sprache die zahlreichen Facetten eines der bedeutendsten Autoren der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erkunden, dessen Werk meist noch verkannt und bis heute zu wenig erforscht ist: u. a. Hilsenraths Beitrag zum Verständnis der jüdischen und mitteleuropäischen Geschichte, den so besonderen Stil und die so eigenartige Gestaltung seiner Romane, seine Liebe zur Sprache – und zwar nicht nur zu der deutschen.
Das Kolloquium findet am 26. und 27. März 2026 in Lyon statt und ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit von Germanistinnen der Universitäten Lyon 2, Lyon 3 und der ENS Lyon mit Agathe Pin, die derzeit mehrere Veranstaltungen zum hundertsten Geburtstag Hilsenraths koordiniert und an einer Biografie dieses vom Vergessen bedrohten unklassifizierbaren Autors arbeitet. Die Sprachen des Kolloquiums sind Deutsch und Französisch.
Die zu untersuchenden thematischen Schwerpunkte, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, sind die Folgenden:
Hilsenraths Auseinandersetzung mit der Geschichte
- Erzählungen und Orte seines Lebens
- Erinnerung an Mitteleuropa
- Exil und Völkermord
- Rezeption seines Werkes
Das Romaneske bei Hilsenrath
- Episches und satirisches Erzählen
- Körper, Sexualität und Gewalt
- Hilsenrath und die Populärkultur
Die Sprache Hilsenraths
- Hilsenrath übersetzen
- Das Verhältnis zu Deutschland und zur deutschen Sprache
- Narration der deutsch-jüdischen Identität
- Mehrsprachigkeit
Einreichung
Vorschläge für Vorträge (ca. 2000 Zeichen) sind zusammen mit einem kurzen Lebenslauf bis Montag, den 15. September 2025, gemeinsam zu senden an:
- sibylle.goepper@univ-lyon3.fr
- sonia.goldblum@ens-lyon.fr
- laurence.guillon@univ-lyon2.fr
- anne.lemonnier-lemieux@ens-lyon.fr
- agathepinchomette@gmail.com
Wissenschaftlicher Beirat
- Bernard Banoun, Sorbonne Université
- Patrick Farges, Université Paris Cité
- Karolina Szymaniak, Sorbonne Université
Subjects
- Representation (Main category)
- Society > Political studies > Wars, conflicts, violence > Genocides and massacres
- Mind and language > Language > Literature
- Periods > Modern > Twentieth century
- Zones and regions > Europe > Central and Eastern Europe
- Mind and language > Representation > Cultural identities
- Society > History
- Zones and regions > Europe > Germanic world
Places
- Maison des Sciences Sociales et des Humanités - 14 avenue Berthelot
Lyon, France (69007)
Event attendance modalities
Full on-site event
Date(s)
- Monday, September 15, 2025
Attached files
Keywords
- Edgar Hilsenrath, Shoah, exil, rémigration, identité, judéité, genre épique, satire, littérature triviale, multilinguisme, réception
Contact(s)
- Laurence GUILLON
courriel : laurence [dot] guillon [at] univ-lyon2 [dot] fr - Agathe PIN-CHOMETTE
courriel : agathepinchomette [at] gmail [dot] com
Information source
- Sibylle GOEPPER
courriel : sibylle [dot] goepper [at] univ-lyon3 [dot] fr
License
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To cite this announcement
« Errance, obscénité, mémoire de la judéité et amour de la langue dans l’œuvre d’Edgar Hilsenrath », Call for papers, Calenda, Published on Tuesday, June 24, 2025, https://doi.org/10.58079/146pm